Bei dem Chaos in der Wohnung bin ich doch lieber schnell nach Italien geflohen und habe den Mann alleine gelassen. Na ja, ganz so war es nicht. Das Mädels-Wochenende am Gardasee war schon seit Monaten geplant und wer konnte damals schon wissen, dass genau in der Woche die Arbeiten für den Balkon beginnen sollten. Nichts desto trotz war ich trotzdem ganz froh meine sieben Radlsachen ins Auto laden und über den Brenner verschwinden zu können.

Donnerstagabend war Treffpunkt im Hotel Santoni in Torbole und bei Bowle und Risotto sollten sich alle Teilnehmerinnen des “Oakley Women Camps” ein wenig kennenlernen. Am nächsten Tag musste man sich trotzdem kurz orientieren, da man in Radklamotten und Helm doch immer ein wenig anders aussieht. Zunächst stand ein Fahrtechniktraining mit der 4x World Cup Siegerin Anneke Beerten auf dem Programm. Einziges Problem – wir durften nicht auf den BMX Parcour. der dafür vorgesehen war. Ein übereifriger Wächter verhinderte dies erfolgreich, so dass wir mit dem Parkplatz Vorlieb nehmen mussten. Auch ganz nett. Ein paar Manuals würden geübt, die ich jetzt auch nicht besser kann als vorher, aber so etwas braucht ja bekanntlich auch Zeit. Dann fanden wir noch einen kurzen aber sehr netten Trail mit ein paar technischen Schwierigkeiten and dem wir uns weitere Tricks und Kniffe von Anneke abschauen konnten. Ihr Geheimtipp: Always easy on the bike! Ja ja, genau.

Nach der Mittagspause an der Strandbar ging es für einen Teil der Gruppe ab zur Massage und für den anderen Teil hoch auf den Monte Brione. Hier sollten wir tatsächlich einmal 300 Höhenmeter am Stück fahren – der höchste Anstieg, den wir in den drei Tagen bewältigen sollten. Die Scott Contessa Girls übernahmen jetzt, da Anneke mit ihrem Downhill-Bike mit einem Kettenblatt auf den Uphill verzichtete. Der Trail abwärts war schon sehr am Limit dessen was ich fahren kann, aber er hat trotzdem (oder gerade deswegen?) irsinnig Spaß gemacht. Wieder einmal musste ich aber feststellen, dass ich fahre wie der letzte Idiot, sobald mir jemand zuschaut oder auch noch helfen will. Die Hilfestellungen in den oberen Spitzkehren waren zwar nett gemeint, aber ohne diese wäre ich die Kurven definitiv besser gefahren… Egal, der Spaß zählt und einige wichtige Tipps konnte ich doch noch mitnehmen.

Nach einem ganzen Tag auf dem Bike kennt man sich plötzlich besser und der Abend im netten Restaurant mit leckerer italienischer Pizza und ausreichend Vino wurde recht fröhlich. Nach dem Essen musste natürlich auch noch ein Absacker in der berühmten “Wind’s Bar” in Torbole genommen werden, in der an dem Abend Teenie-Party war – kein Scherz. Das wir mit ca. 20 Mädels in Torbole und Umgebung immer recht viel Aufmerksamkeit bekamen, kann man sich vorstellen. Besonders ins Herz geschlossen hatten uns die Verkäufer von Rosen und lustig blickenden Brillen in Herzchenform….

Tag 2 fing recht faul an – das Shuttle Taxi holte uns um 9 Uhr am Hotel ab und eine Stunde und gefühlte 100 Serpentinen später stiegen wir alle recht grünlich im Gesicht auf dem Tremalzo im Neuschnee aus. Die Temperaturen fielen auch plötzlich und zu anfänglichem Nebel kam später noch ordentlicher Regen hinzu. Gut, dass wir alle Regensachen mit dabei hatten.


Immer noch leicht Grippe geschwächt entschloß ich mich schweren Herzens dazu mit der etwas langsameren Gruppe zu fahren. Im Nachhinein war das eigentlich nicht nötig, aber so war es auch ganz nett immer vorne weg zu fahren und auf die anderen zu warten anstatt im Mittelfeld zu versuchen an den Schnellsten dranzubleiben. Auf der Schotterstrasse bis zum Passo Nota konnten wunderbar Kurven geübt werden und auf dem späteren Panorama Trail rutschige Wurzeln und Steine… Im trockenen Zustand wäre es sicherlich noch besser gewesen, aber so kamen wir auch auf unsere Kosten. Leider wurde nur der zweite geplante Trail nicht mehr gefahren, da es doch zu nass war. Also ging es runter nach Pregasina und auf der alten Ponalestrasse nach Riva zum Eiscafe Flora… Und plötzlich war auch die Sonne wieder da und ein toller Regenbogen über dem See.

Der Abend verlief ähnlich dem vorigen – leckeres Abendessen in Torbole mit Antipasti, selbstgemachter Pasta und einem sensationellen (kalorienarmen) Schokokuchen – Absacker in der Wind’s Bar, aber ohne Teenie-Party.
Zum Abschluß wurden wir am Sonntag dann nochmal geshuttelt – diesmal allerdings auf den Altissimo um den Navene Trail kennezulernen. Petrus hatte mit uns ein einsehen und ließ die Sonne scheinen. Erstaunlicherweise war der Trail tatsächlich trocken und es wurde keine Rutschpartie wie am Samstag. Von verblockt über loses Geröll bis hin zum wurzeligen Wadtrail hat der Navene-Weg eigentlich alles zu bieten, so dass für jeden etwas dabei war. Auch unsere “Chaostruppe aus Südtirol” (sie nannten sich selbst so) ließ sich nicht unter kriegen und kämpften sich tapfer den Berg runter, wenn auch nicht ganz ohne einige Blessuren davon zu tragen. Im zweiten Teil der Abfahrt hatte ich auch wieder das Vergnügen in Annekes Gruppe zu sein. Das war reines Fahrvergnügen – sie ließ es hauptächlich laufen und hielt nur an einigen wenigen ausgewählten Stellen an, um einige Dinge zu verdeutlichen und zu zeigen. Herrlich.
Die 8 km zurück nach Torbole entlang des Sees waren dank Rückenwind auch noch schnell hinter sich gebracht und zum Abschied gab es noch einmal Pasta in der Beach Bar am See. Schon hieß es auch wieder Abschied nehmen und sich auf den Heimweg zu machen – mit einer Menge Gepäck. Oakley ließ sich nämlich nicht lumpen jede Teilnehmerin mit T-shirt, langen Radhandschuhen, Socken, TSG-Schonern und TSG-Helm (der mir leider zu klein war) auszurüsten….
Insgesamt wieder ein tolles Wochenende unter Mädels ….
